Es kommt ein Moment im Leben – manchmal schleichend, manchmal ganz plötzlich –, in dem wir spüren:
Ich möchte zurückschauen.
Nicht aus Wehmut. Nicht, um zu verharren. Sondern, um zu begreifen. Um zu würdigen. Um das eigene Leben – so wie es war – einmal mit weichen, wachen Augen zu betrachten.
Viele Menschen erleben diesen Wunsch in der Lebensmitte oder nach dem Ende der Berufstätigkeit, wenn sich der Blick weitet und neue Fragen auftauchen:
- Wer bin ich geworden – durch das, was mir begegnet ist?
- Was hat mich geprägt, was habe ich gestaltet?
- Was möchte ich erinnern, teilen, vielleicht auch loslassen?
- Was fehlt noch, um mein Leben als rund zu empfinden?
Diese Fragen führen uns an einen stillen, inneren Ort. An einen Punkt, an dem wir beginnen, die Spuren unseres Lebensweges zu erkennen – und sie vielleicht zum ersten Mal bewusst zu würdigen.
Ein Raum für Erinnerung, Sinn und schöpferischen Ausdruck
Im biografischen Arbeiten entsteht ein geschützter Raum für genau diese Rückschau. Es ist ein kreativer, achtsamer Weg, der Schreiben, Malen, Collage und Austausch verbindet. Dabei geht es nicht darum, eine „perfekte Lebensgeschichte“ zu verfassen – sondern um das Erleben von Tiefe, Verbindung und persönlicher Wahrheit.
Schreibend ordnen wir Gedanken, geben Erinnerungen eine Stimme.
Malend spüren wir mit Farben und Formen nach, was uns bewegt hat.
Und mit Collagen aus Fotos, Zeitungsausschnitten, Briefen oder Erinnerungsstücken verweben wir unsere Vergangenheit zu einem sichtbaren, greifbaren Ausdruck.
Das Ergebnis ist kein Kunstwerk im klassischen Sinn. Es ist ein Zeugnis gelebten Lebens – ehrlich, vielfältig, berührend.
Was biografisches Arbeiten schenkt
Menschen, die sich auf diesen Weg begeben, berichten oft von einem tiefen Gefühl der Zufriedenheit:
Dass das, was lange in ihnen war, endlich einen Ausdruck gefunden hat.
Dass Brüche sich neu ordnen durften.
Dass schmerzhafte Erinnerungen gewürdigt und schöne Momente noch einmal lebendig wurden.
Es kommen Gedanken wie: „Jetzt kann ich mein Leben mit anderen Augen sehen.“
Oder: „Ich hätte nie gedacht, wie viel Sinn in meinem Lebensfaden liegt.“
Anthroposophisch betrachtet: Lebensphasen als Entwicklungsräume
In der anthroposophischen Sicht auf den Menschen wird das Leben in Sieben-Jahres-Schritten betrachtet – mit je eigenen Aufgaben und Qualitäten.
Der spätere Lebensabschnitt ist eine Zeit des inneren Erkennens. Eine Phase, in der es weniger um Tun als um Verstehen geht.
Hier darf die innere Ernte geschehen: das Erkennen von Zusammenhängen, das Versöhnen mit Vergangenem, das Weitergeben von Erfahrungen.
Biografisches Arbeiten unterstützt diesen Reifungsprozess – mit Herz, mit Hand, mit Tiefe.
Was noch kommen darf – der Ausblick
Und auch das gehört dazu: der Blick nach vorn.
Was möchte ich vielleicht noch erleben?
Was fehlt noch, um mein Lebensbild zu vervollständigen?
Wo darf noch Leichtigkeit, Begegnung, Ausdruck geschehen?
Manchmal entdeckt man dabei: Ich möchte nochmal etwas aufschreiben – für meine Kinder. Oder: Ich habe Lust, noch eine neue Rolle im Leben zu gestalten – als Erzählerin, als Künstlerin, als Mensch mit Geschichte.
Einladung zum Kurs
In meinem 8-teiligen Kurs „Mein Leben in Farben und Worten“ begleite ich Sie auf diesem Weg. In einer kleinen, geschützten Gruppe treffen wir uns freitags vormittags, um gemeinsam schreibend, malend, erinnernd und austauschend auf das eigene Leben zu schauen.
Dabei geht es nicht um Perfektion – sondern um Nähe. Zu sich selbst. Und vielleicht auch zu anderen.
Ein Kurs für Menschen, die ihrem Leben noch einmal liebevoll begegnen möchten – mit allen Farben, die es in sich trägt.
Ich freue mich auf Ihre Geschichten.
Herzlich,
Melanie Suhr